Der Plan steht: Sommer in
Biarritz und Umgebung. Einfach, aber gut. Fast schon genial. Mit etwas Glück
hat sich die Möglichkeit ergeben, wieder einmal einen Job mit dem Surfen zu
verbinden. Als Au-Pair, werde ich über den Sommer verteilt etwa die Hälfte der
Zeit in Biarritz arbeiten und surfen, die andere Hälfte habe ich frei und damit
Zeit zum Reisen – mit einem der besten Surfspots (zumindest in Bezug aufs
Wellensurfen, der Windgott soll sich da nicht so oft blicken lassen) Europas
als Ausgangspunkt.
Seit neuestem kann ich mich
nun auch zu den stolzen Busbesitzern zählen. Mein neuer Schatz ist ein Renault
Trafic – fast mein Alter, sehr durstig, dafür aber recht zuverlässig und – das
unterstelle ich ihm einfach mal – genauso reiselustig wie ich.
Probleme mit der
Motorkühlung scheinen Autos, die ich kaufe grundsätzlich zu haben. Und obwohl
ich das diesmal sogar schon vor dem Kauf vermutet hatte, konnte ich ihn einfach
nicht zurück lassen. Es war wie Liebe auf den ersten Blick: Sobald wir uns sahen,
schienen wir beide zu wissen, dass wir wie füreinander geschaffen waren.
Na gut, Spaß beiseite. Ein
neuer Kühler sowie Ersatz für die festgerosteten Ventilatoren liegen bereits
hinten im Auto und warten darauf, dass sie eingebaut werden. Warten also
sozusagen auf ihren Arbeitsbeginn. Ich hoffe nur, dass es die richtigen sind
und sie sich ohne Probleme einbauen lassen.
Schließlich möchte ich nicht
im selben Tempo bis nach Südfrankreich juckeln, wie ich von Hamburg nach
Hannover bei der Überführung des Autos gekrochen bin. Drei Stunden für eine
Strecke von etwa 150 km sind schon eine Ansage. Zum Einen ist der Süße nicht
der Schnellste und zum Anderen vervielfachen regelmäßig notwendige
Durstlöschaktionen wegen Hitzschlags – sprich Wasser nachfüllen und Auto
abkühlen lassen, da der Temperaturzeiger in unangenehme Bereiche geklettert ist
– die Fahrtzeit schnell.
Gerade als ich auf dem
Rastplatz wieder losfahren wollte, kam ein anderer an, klappte die Motorhaube
auf und fuhrwerkte an seiner Wasserflasche rum. Diagnose: Verdurstungsgefahr.
Es scheint eine weit verbreitete Besonderheit unter den Autos meiner
Altersklasse, oder eben denen, die von Leuten meiner Altersklasse gefahren
werden, zu sein.
Beim Kauf war das Auto schon
zum Teil ausgebaut. Ein Kühlschrank, Spüle, Gasherd, ein paar Schränke sowie
ein ausklappbares Bett waren schon drin. Genauso wie ein riesiger Ersatzreifen,
und ein paar Querbretter, die es mir unmöglich machten auch nur ansatzweise
daran zu denken, das Auto sowohl als Wohnort als auch als Transporter für mein
Lieblingsspielzeug zu nutzen.
Also mussten Ideen her, wie
man Stabilität, Stauraum und Wohnmöglichkeiten miteinander kombinieren könnte.
Ich will ja bloß schlappe 2 – 3 Windsurfboards, einen Wellenreiter, 5 Segel, 4
Masten, 2 Gabelbäume, ein paar Neos, Trapeze und das restliche übliche Gedöns
mitnehmen. Ach ja, ein bisschen was an Klamotten und Essen nicht zu vergessen –
obwohl … das ist eigentlich zu vernachlässigen. Zumindest vom platz- und
gewichtmäßigen Anteil her.
Nun, die Umbauarbeiten sind
noch in vollem Gange, etwas Geld ist auch schon dazuverdient, mein neuer Schatz
hat nämlich eher hohe Arztkosten und jede Menge Hunger (Sprit!) in unsere
Beziehung miteingebracht, statt die Reisekasse zu füllen. Eigentlich unfair –
schließlich wollen, oder zumindest werden, ja wir beide reisen!
Mein Vater ist vor Schreck
fast umgekippt als er die Verkabelung und das seiner Meinung nach darin
enthaltene Selbstmordpotential gesehen hat und hat mir tatkräftig ein paar
elektrotechnische Grundlagen beigebracht. Mit dem Erfolg, dass die Verkabelung
nun schon fast fertig ist und mein Radio (mit das Wichtigste, vor allem bei
einer Fahrt über 1500 km, die man sich sonst nur mit der Straße und dem
leibevollen, fleißigen Brummen seines Lieblings teilt) nun wie gewünscht funktioniert.
Leider passen immer noch keine Segel, Masten oder gar Boards rein, außer ich
tauschte meinen Platz: Bett für mein Spielzeug und unterm Bett, im
Reservereifen zusammengerollt Klein-Jenny.
Es liegt also noch ein
bisschen Arbeit vor mir bis ich wirklich los kann. Ich merke aber immer mehr,
dass es dringend wieder Zeit für ein paar Wellen (natürlich am liebsten in
Kombi mit jeder Menge Wind) wird – nachts bin ich immer fleißig am Surfen, mal
Wellen, mal Wind, meist beides. Meine Reiselust und mein Fernweh nehmen
exponentiell zu und der Gedanke an den täglichen Anblick der beruhigenden
Horizonts lässt mich ganz kribbelig werden, anstatt eben ruhig.