Montag, 25. November 2013

Ein Sommertag mitten im Winter - nur kälter

Was war da eigentlich am Sonntag los? Es tummelten sich so viele Menschen am Strand und auf dem Wasser, dass man denken könnte, es wären 20°C mehr, als tatsächlich waren.

Blick Richtung Neustein
Mein Wecker hat mich fröhlich dudelnd um 6:30 Uhr geweckt, der erste Blick aus dem Fenster fiel auf den prall scheinenden Vollmond. Schwer irritiert, was denn aufstehen und Vollmond gemeinsam haben sollten, wollte ich mich gerade wieder umdrehen, als meine verwirrten Gedanken darauf kamen, dass es ums Surfen ging. Schlagartig war ich hellwach, in meinem Kopf verwandelte sich der Mond in die Sonne und ich bin aus dem Bett gehüpft.
Endlich wieder Surfen! Seit bestimmt drei Wochen war das Wetter so sehr damit beschäftigt gewesen, kälter zu werden, dass es anscheinend keine Zeit hatte, um etwas Wind zum richtigen Zeitpunkt (zu dem auch ich Zeit hatte) vorbei zu schicken.


Wind, Wasser, Surfstuff und Sonne
- nur die Blätter an den Büschen
fehlen, aber das fällt kaum auf!
Geplant war Laboe bzw. Neustein, bei sauberem Nordwind, mit weniger sauberen Temperaturen. Als eine der ersten waren wir am Spot, haben aufgebaut, dabei in unsere Hände gepustet, um sie beweglich zu halten, und uns das Wasser nur mit ein paar wenigen Anderen geteilt. Die ersten Momente waren echt hart: Ich hatte das starke Gefühl mein Gesicht und meine Hände würden einfrieren, vor allem, da ich mit Fingerneoprenhandschuhen (die einzigen, die ich zur Zeit habe) nicht fahren kann und mir somit allein mit meiner Vorstellungskraft wärmende Handschuhe einbilden musste. Eine nicht besonders effektive Methode. Leider musste ich nach grade einmal einer halben Stunde aufgeben, weil mir immer wieder schwindelig wurde. Etwa zu dem Zeitpunkt, als mir durch die Bewegung warm wurde, die Sonne raus kam und das Wasser sich langsam mit noch mehr Verrückten, die Sonne mit Sommer und Wärme und Surfen gleich gesetzt haben, füllte. Verdammt gerne hätte ich weiter an meiner Air-Jibe geübt, das erste Mal hatte es ich am Anfang der Session geschafft, das Board mittels Fußsteuerung richtig zu drehen. Nun, das muss bis zum nächsten Wochenende warten, dann mit Handschuhen und hoffentlicht ohne Schwindel!

Der Wind hat weiter aufgefrischt und ich habe mich also, um zumindest etwas mit Surfen zu tun und nicht in der Verzweiflung zu versinken, die wohl jedes Surferherz heimsucht, wenn man am Strand steht, den Wind spürt, aber weder Segel noch Board spürt, hinter die Kamera gehockt. Eins der Videos ist ein wunderbarer Loop von Lasse bei sonnigen 1a-Conditions.

Laboe - die Farben wirken winterlicher,
sonst ist nichts anders.
Die Kälte war Lasse und allen Wasserratten nach der Session buchstäblich ins Gesicht geschrieben: Ein Unterschied zwischen den Grimassen eines grinsenden und eines wütenden Gesichts war nicht mehr auszumachen. Durchaus verständlich bei über 2 Stunden Action auf dem Wasser.
Abgesehen von den Temperaturen aber, war nichts anders als an einem wunderbaren sonnigen Sommer-Sonntag:
Die Sonne - strahlend wie das Grinsen nach der Session!
Überfüllte Parkplätze, grinsende Surfer und Kiter und, naja, dick eingemummte Begleitpersonen. Aber das Grinsen auf den irgendwann wieder aufgetauten Gesichtern nach der Session war so strahlend wie die Sonne selbst - egal ob Sommer oder Winter!

Montag, 18. November 2013

Surfer-Trupp



Spontane Aktionen sorgen erfahrungsgemäß für die besten Überraschungen. Was tut man also, wenn man etwa um Mitternacht mitbekommt, dass ein paar Keiki-Surfer am nächsten Tag in Großenbrode ein freies Training veranstalten? Man meldet sich noch spontan dafür an, motiviert noch einen anderen Surfer und wartet am nächsten Tag während der Vorlesung die ganze Zeit auf den entscheidenden Anruf, auf den Startschuss sozusagen, auf den Moment, an dem man von 0 auf 180 schaltet und an nichts anderes mehr denken kann, als möglichst schnell aufs Wasser zu kommen.
In dem Moment sprintet man also mit Adrenalin im Blut und Vorfreude im Bauch aus dem Hörsaal, strampelt die paar Kilometer nach Hause, schmeißt alles an Surfkram zusammen und schwingt sich in seinen – wieder fahrenden – Lieblingsbus, der einen zuverlässig (!) nach Großenbrode bringt.

Dort fühlte ich mich wieder einmal sofort richtig am Platz: Viele Bullis, Dachgepäckträger auf den PKWs, Segel und Boards auf der Wiese und Menschen in schnieken schwarzen Anzügen überall um einen herum. Lasse, einer der Keiki-Surfer, kam sofort auf mich zu, stellte mir seine Truppe vor und gemeinsam surften wir alle, was das Zeug hielt. Flachwasser im Hafenbecken, Wellen auf der anderen Seite des Kais – optimale Bedingungen und ich konnte das erste Mal mein kleines, aus Maui importiertes, 47l Starboard testen.
Hochsommer, verzeihung Hochsaison, in Strande
So weit war es wohl einfach ein guter Surftag. Ein guter Surftag, wie so viele andere. Nach kurzem Klönschnack haben wir dann festgestellt, dass wir wohl alle Richtung Kiel zurück mussten und spontan machten wir ab, noch zusammen zu kochen – der Anfang einer Reihe spontaner und genialer Aktionen mit super Leuten.
Das 2.7er Segel wirkt fast
genauso groß wie mein
76l Board mit der Delta-Finne
von Maui Ultra Fins
Luis und ich vor meinem Bus
im Windschatten
Schon der Abend war unglaublich gut, der nächste Samstagmorgen (Mitte Oktober) startete dann mit einem entspannten Frühstück in direkter Nähe zum Spot in Strande; gefolgt von einem der stürmischsten Surftage meines Lebens. Aufgeriggt wurde zwischen Kuhwiesen und sturmgepeitschter Förde. Mit meinem kleinsten Material – 47l und einem 2.7er Guru von Goya – war ich schließlich so stark überpowert, dass wegen den entsprechenden zu harten Stürzen und mangels Helm (ich hätte nie gedacht, dass ich mir einmal einen wünschen würde!) aufgeben musste, während Lasse Boenecke, Felix von Essen und Luis Ponseti einen Loop nach dem anderen rausgehauen haben.

Und so sollte es in der nächsten Zeit weitergehen – schließlich hatte der Herbst gerade erst begonnen!
So liebe ich den Herbst in Kiel

Freitag, 18. Oktober 2013

Planänderung und mein neues deutsches Maui

Lang, lang ist's her, dass ich hier den letzten Post veröffentlicht habe. Und nichts ist so gekommen, wie ich es geplant hatte. Eine vollkommene Umorientierung also, die mich schließlich nach Kiel gebracht hat. Und hier habe ich wohl mein deutsches Maui gefunden!

Herbst in Kiel
Im Frühjahr... Da wollte ich noch in Hannover studieren, da wollte ich noch mit meinem Bus nach Frankreich fahren. Dann wollte ich - aus lauter Ärger - den Bus verschrotten. Alle Pläne hatte er mir kaputt gemacht, hat Geld gefressen wie ein Scheunendrescher, der das Stroh zermalmt und nichts als wertlose Heu- oder Papierschnipsel übrig lässt.
An dieser Stelle muss ich meinem Vater danken, der den Bus gegen meinen Willen zu einem anderen Mechaniker gebracht hat, der gerödelt und gebastelt, geschraubt und ersetzt hat - und nun fährt mein Bus wieder (zumindest mit 80 km/h) und ist mein größter Schatz geworden. Warum ich keinen Bock mehr auf das liebe Autochen hatte? Das könne doch nichts dafür, denkt Ihr jetzt vielleicht, jeder wird doch mal krank? Aber niemand hat dann gleich einen Totalschaden, muss von innen her halb erneuert werden und man selbst weiß nicht mal, ob es damit dann getan ist! Nun, es war nicht damit getan, die Zylinderkopfdichtung und noch ein bisschen mehr zu reparieren und auszutauschen, denn jetzt muckt die Einspritzpumpe, doch er fährt wieder.

Surfen, Meer und Horizont - auch im Herbst
Nun, ich konnte also wegen einem im Koma liegenden Bus nicht nach Frankreich, meine Au-Pair-Stelle ist geplatzt und ich war viel zu Hause und ebenso viel auf Fehmarn. Ein bisschen ähnlich dem vorherigen Sommer. Nur diesmal habe ich wirklich alle Pläne umgeschmissen - das scheint zu kommen, wenn man zu viel Zeit hat. Nachdem ich mich für mein (damaliges) Wunschstudium in Hannover eingeschrieben hatte, bin ich erst einmal drei Tage mit schlechter Laune durch die Welt gerannt - bis ich mir dachte, dass es so ja wohl nicht sein könne. Also habe ich angefangen, das gesamte Internet, alle Bücher, die ich in die Finger bekommen konnte, und alles an Infomaterial zu durchkämmen, und mich schließlich an einigen Unis für sehr unterschiedliche Studiengänge beworben habe. Nach und nach hat sich dann ein Wunsch in meinem wirren Gehirn an die Oberfläche gekämpft und damit bin ich hier gelandet: meinem neuen deutschen Maui!

Ein Feiertag am Bülker Leuchtturm
Kiel ist einfach genial! Direkt bei meiner Ankunft, als ich meinen Bus geparkt habe, stieg hinter mir ein Windsurfer, noch tropfend und im Neo, aus seinem Bulli aus. Und ich wusste: Hier bin ich richtig!
Genau das hat sich auch bestätigt. Mal eben morgens vor der Vorlesung aufs Wasser, wo geht das sonst? Zig Spots für jede Windrichtung mindestens einer, in weniger als einer Stunde Fahrzeit, wo geht das sonst? Super nette Surfer, überall wohin man schaut, in welcher Stadt gibt es das sonst? Undwo sonst, kann man sich aufs Rad schwingen und hat in weniger als zehn Minuten Fahrzeit den beruhigenden Anblick des Horizonts vor sich?!
Ich liebe diese Stadt schon jetzt und mein Studium wird bestimmt auch spannend: Physik des Erdsystems. Das Wort Physik mag einige im ersten Moment abschrecken, aber die weitergehende Bezeichnung ist dann: Geophysik - Meteorologie - Ozeanographie. Und jedes Wort hört sich besser an, als das vorherige. Surferischer, meeriger, und noch schöner. Ein Studienplatz am Wasser, später ein Arbeitsplatz am Wasser - Ein Leben wie auf Maui!

Sonnenaufgang - Surfsession vor der Uni





Mittwoch, 22. Mai 2013

Ein Schritt vor und zwei zurück



Mit viel Arbeit habe ich das Auto zusammen mit meinem Vater schon gut verkabelt, hinten gibt es Licht, das Radio funktioniert einwandfrei. Dank Axels Hilfe, habe ich die Inneneinrichtung holztechnisch sogar schon so weit umgebaut, dass ein Großteil meines Gerödels reinpasste. Mit den Boards auf der Liegefläche und Segeln, Masten und Gabeln unter der Liegefläche bin ich Freitag also fröhlich zusammen mit meiner Familie Richtung Fehmarn losgefahren. Geplant war, dort den Wind mitzunehmen – was auch halbwegs geklappt hat, der Windgott hätte noch ein bisschen stärker pusten können – und eine Halterung für meine Boards unters Dach sowie solartechnisch ein bisschen was aufs Dach zu bauen – was leider gescheitert ist.

Denn in Hamburg hatte mein Liebling keine Lust mehr, hat das weiß qualmend deutlich gemacht und ich musste mitsamt Gerödel in das Auto meiner Eltern umsteigen. Die Fahrt hat entsprechend sehr lange dauert, wobei… Als es dann schließlich weiter ging, waren die Staus weg und wir hatten frei Fahrt bis nach Fehmarn.
Schon um 2 Uhr nachts waren wir dann auch da.

Samstag gab es dann ein bisschen Wind, meine kleine Schwester war mit meinem Material als Einzige im Gleiten und ich bin in den letzten fünf Minuten (dann kam Regen und der gerade etwas aufgefrischte Wind hat sich genauso schnell verzogen, wie er etwas stärker geworden war) mit jeder Menge pumpen, während ich versucht habe aus den kleinen Windwellchen noch ein bisschen mehr Speed rauszukitzeln, auch noch mal ins Rutschen gekommen.

Nach Pfingsten wurde mein Auto wieder zurück transportiert und wird jetzt, nachdem es vorher schon einige neue Teile bekommen hatte, wieder verarztet. Hoffen wir mal, dass es bei der diagnostizierten kaputten Zylinderkopfdichtung bleibt.

Den Dienstag habe ich überwiegend auf der Autobahn – quatsch, die war ja vollgestopft – auf Landstraßen verbracht.

Aber man muss alles positiv sehen: Besser ich bleibe hier in Deutschland, mit noch etwas zeitlichem Puffer, liegen, als in Frankreich. Und es gibt noch mehr gute Nachrichten: Die Finnen von meinem Sponsor Maui Ultra Fins sind angekommen!

Freitag, 17. Mai 2013

Es geht voran



Der Plan steht: Sommer in Biarritz und Umgebung. Einfach, aber gut. Fast schon genial. Mit etwas Glück hat sich die Möglichkeit ergeben, wieder einmal einen Job mit dem Surfen zu verbinden. Als Au-Pair, werde ich über den Sommer verteilt etwa die Hälfte der Zeit in Biarritz arbeiten und surfen, die andere Hälfte habe ich frei und damit Zeit zum Reisen – mit einem der besten Surfspots (zumindest in Bezug aufs Wellensurfen, der Windgott soll sich da nicht so oft blicken lassen) Europas als Ausgangspunkt.

Seit neuestem kann ich mich nun auch zu den stolzen Busbesitzern zählen. Mein neuer Schatz ist ein Renault Trafic – fast mein Alter, sehr durstig, dafür aber recht zuverlässig und – das unterstelle ich ihm einfach mal – genauso reiselustig wie ich.

Probleme mit der Motorkühlung scheinen Autos, die ich kaufe grundsätzlich zu haben. Und obwohl ich das diesmal sogar schon vor dem Kauf vermutet hatte, konnte ich ihn einfach nicht zurück lassen. Es war wie Liebe auf den ersten Blick: Sobald wir uns sahen, schienen wir beide zu wissen, dass wir wie füreinander geschaffen waren.
Na gut, Spaß beiseite. Ein neuer Kühler sowie Ersatz für die festgerosteten Ventilatoren liegen bereits hinten im Auto und warten darauf, dass sie eingebaut werden. Warten also sozusagen auf ihren Arbeitsbeginn. Ich hoffe nur, dass es die richtigen sind und sie sich ohne Probleme einbauen lassen.
Schließlich möchte ich nicht im selben Tempo bis nach Südfrankreich juckeln, wie ich von Hamburg nach Hannover bei der Überführung des Autos gekrochen bin. Drei Stunden für eine Strecke von etwa 150 km sind schon eine Ansage. Zum Einen ist der Süße nicht der Schnellste und zum Anderen vervielfachen regelmäßig notwendige Durstlöschaktionen wegen Hitzschlags – sprich Wasser nachfüllen und Auto abkühlen lassen, da der Temperaturzeiger in unangenehme Bereiche geklettert ist – die Fahrtzeit schnell.
Gerade als ich auf dem Rastplatz wieder losfahren wollte, kam ein anderer an, klappte die Motorhaube auf und fuhrwerkte an seiner Wasserflasche rum. Diagnose: Verdurstungsgefahr. Es scheint eine weit verbreitete Besonderheit unter den Autos meiner Altersklasse, oder eben denen, die von Leuten meiner Altersklasse gefahren werden, zu sein.

Beim Kauf war das Auto schon zum Teil ausgebaut. Ein Kühlschrank, Spüle, Gasherd, ein paar Schränke sowie ein ausklappbares Bett waren schon drin. Genauso wie ein riesiger Ersatzreifen, und ein paar Querbretter, die es mir unmöglich machten auch nur ansatzweise daran zu denken, das Auto sowohl als Wohnort als auch als Transporter für mein Lieblingsspielzeug zu nutzen.
Also mussten Ideen her, wie man Stabilität, Stauraum und Wohnmöglichkeiten miteinander kombinieren könnte. Ich will ja bloß schlappe 2 – 3 Windsurfboards, einen Wellenreiter, 5 Segel, 4 Masten, 2 Gabelbäume, ein paar Neos, Trapeze und das restliche übliche Gedöns mitnehmen. Ach ja, ein bisschen was an Klamotten und Essen nicht zu vergessen – obwohl … das ist eigentlich zu vernachlässigen. Zumindest vom platz- und gewichtmäßigen Anteil her.

Nun, die Umbauarbeiten sind noch in vollem Gange, etwas Geld ist auch schon dazuverdient, mein neuer Schatz hat nämlich eher hohe Arztkosten und jede Menge Hunger (Sprit!) in unsere Beziehung miteingebracht, statt die Reisekasse zu füllen. Eigentlich unfair – schließlich wollen, oder zumindest werden, ja wir beide reisen!

Mein Vater ist vor Schreck fast umgekippt als er die Verkabelung und das seiner Meinung nach darin enthaltene Selbstmordpotential gesehen hat und hat mir tatkräftig ein paar elektrotechnische Grundlagen beigebracht. Mit dem Erfolg, dass die Verkabelung nun schon fast fertig ist und mein Radio (mit das Wichtigste, vor allem bei einer Fahrt über 1500 km, die man sich sonst nur mit der Straße und dem leibevollen, fleißigen Brummen seines Lieblings teilt) nun wie gewünscht funktioniert. Leider passen immer noch keine Segel, Masten oder gar Boards rein, außer ich tauschte meinen Platz: Bett für mein Spielzeug und unterm Bett, im Reservereifen zusammengerollt Klein-Jenny.

Es liegt also noch ein bisschen Arbeit vor mir bis ich wirklich los kann. Ich merke aber immer mehr, dass es dringend wieder Zeit für ein paar Wellen (natürlich am liebsten in Kombi mit jeder Menge Wind) wird – nachts bin ich immer fleißig am Surfen, mal Wellen, mal Wind, meist beides. Meine Reiselust und mein Fernweh nehmen exponentiell zu und der Gedanke an den täglichen Anblick der beruhigenden Horizonts lässt mich ganz kribbelig werden, anstatt eben ruhig.

Dienstag, 23. April 2013

Steinhuder Meer

Nach meiner Rückkehr hat mir die deutsche Kälte und Windlosigkeit - zumindest psychisch - doch sehr zu schaffen gemacht.
Nachdem ich letzte Woche den einen windigen Tag am Steinhuder Meer wegen Automangels verpasst hatte, bin ich heute früh los und war mit als eine der ersten Windsurfer - eigenen Beobachtungen zufolge die einzige WindsurferIN (Mädels, raus aus dem Alltag, rein in den Spaß!) - am Steinhuder Meer.
Wenige Wassersportler waren dann doch nicht unterwegs, wobei die Surfschule wohl mindestens die Hälfte der Wasserratten gestellt hat - einen Schlag raus und hochgekreuzt und die Bedingungen waren perfekt: Gleichmäßiger Wind mit schätzungsweise guten 5 Beaufort und die ganze Spielwiese für sich alleine!
Bei beinahe schon zweistelligen Temperaturen habe ich erst mit Schuhen, später dann ohne (mit Schuhen ich leider nicht in beiden Richtungen in meine nicht verstellbaren Fußschlaufen rein) den Wind und das Wasser genossen und meine Lebensenergie wieder frei in mir fließen spüren.

Montag, 18. März 2013

Rückflug

Vom 14.03.13:



Mit guter Musik in den Ohren, dem Bild des Horizonts und perfekter Wellen im Kopf und dem Gefühl der Energie der Wellen im Herzen sitze ich bibbernd am Flughafen in LA und warte auf meinen Anschlussflug.
Obwohl mich der Trip zum Haleakala hoch auf kältere Temperaturen hätte vorbereiten sollen – es waren gerade mal 1°C – scheint das nicht wirklich funktioniert zu haben: Während ich mich vierlagig in Pullis und Jacken gewickelt habe und trotz warmem Tee noch friere, scheinen die anderen Leute hier all ihre Gefühlsnerven, die das Signal „Achtung Kälte“ an den Kopf senden und einen dazu veranlassen sich wärmer anzuziehen, ausgeschaltet oder verloren zu haben: Die meisten laufen in T-Shirts und einige sogar in Shorts rum!

Vielleicht hat dieser „Vorbereitungstrip“ nichts gebracht, weil ich am Abend mit ein paar Freunden gemütlich bei geschätzten 25°C und Windstille auf der Terasse gesessen haben. Oder weil wir am nächsten Morgen um halb 6 aufgestanden sind und kurz nach Sonnenaufgang in einem atemberaubenden Licht die menschenleeren Wellen von Tavaresse Bay in Shorts und Neoprenlycra gesurft sind. Eine perfekte Abschlusssession!
Noch jetzt spüre ich den Flow der Welle in mir und muss die ganze Zeit grinsen, wenn ich daran denke.

Die Wochen vorher war stets so viel Wind gewesen, dass das Surfen definitiv keinen Spaß mehr gemacht hat – das Windsurfen war dafür umso besser, insbesondere als die Wellen dann auch wieder kamen.



Ein einzigartiges Erlebnis hatte ich in Kanaha, wo ich meinen Spielplatz mit dem Spielplatz der Wale teilen durfte. Keine 50 Meter von mir entfernt haben zwei bis drei Wale ihre Kunststücke vollführt. Als ein weiterer Windsurfer das Schauspiel entdeckte und heran kam, dachte sich wohl ein Wal, er wolle den neuen Spielgefährten willkommen heißen und hat seine riesige Schwanzflosse keine fünf Meter vor ihm, auf das Wasser gehauen. Das hat den, sich fröhlich im Gleiten befindenden Windsurfer, dann aber eher mit einem schönen Schleudersturz vom Brett gehauen, anstatt ihn ebenfalls zum Springen und ausgelassenen Spielen anzuregen. Danach sah man ihn zusammengekauert auf seinem Brett hocken – für die nächsten Minuten traute er sich nicht mehr sich zu rühren.



Bei großen Wellen fühlte ich mich in Kanaha inzwischen wie zu Hause. Als dann mal einen Tag keine Wellen waren, dachte ich mir, in Hookipa sähe es doch gar nicht so schlecht aus. Mit einem 3.4 Goya Guru und meinem 63l Board hatte ich anfangs meine Probleme, da der Wind am Strand deutlich stärker gewirkt hatte als er dann auf dem Wasser tatsächlich war. Schließlich hat der Wind aber noch einmal zugenommen, ich habe den Trimm meines Segels etwas verändert und versucht, den Wellen nicht mehr auszuweichen, sondern sie zu nehmen. Das erste, was ich feststellen musste, war, dass die Wellen in Hookipa deutlich schneller sind, als diejenigen in Kanaha. Die ersten Wellen, bei denen ich dachte, ich sei in einer guten Position, sind einfach unter mir durchgerutscht. Beim Rausfahren musste ich dann lernen, dass diese Welle auch deutlich energievoller ist: Weißwasser von einer Höhe, dass ich in Kanaha ohne Probleme im Stehen überwunden hätte, hat mich dort, während ich fast im Gleiten war, zerlegt, mich mein Board schmerzhaft küssen lassen und mich bis kurz vor die Felsen gewaschen. Schließlich habe ich es zwischen zwei Wellen aber zurück auf mein Brett geschafft und auch einige Wellen geritten – definitiv ein guter Abschluss für meine erste richtige Windsurfsession in Hookipa.
Je nach Bedingungen werde ich dort wohl auch noch mal hin, allerdings ist es deutlich anstrengender und das Verletzungs- und Zerstörungsrisiko größer, sodass Kanaha wohl zum Üben und einfach „Fun“ haben die bessere Wahl bleibt.

Wobei es anscheinend nicht immer um das Zerstörungsrisiko geht: Am nächsten Tag in Kanaha habe ich dann bei einem Waschgang, als ich beim Abreiten einen Cutback ins Weißwasser gemacht habe und leider im Weißwasser versunken bin, mein Segel eingerissen. Auch dort kann man also Material zerstören – ich hatte aber definitiv meinen Spaß gehabt, es war es also wert.

Mit Carine und ein paar anderen zusammen habe ich einen Bootstrip auf einem wunderschönen alten Segelboot mitgemacht. Durch die Aktionen der ganzen „Butterfly-Effect-Crew“ hat es dann auch nicht weiter gestört, dass wir nicht so viele Wale zu Gesicht bekommen haben. Mit dem ganzen Spielzeug – Windsurfer und Surfer scheinen nicht ohne ins Wasser zu können – hatten wir auf jeden Fall unseren Spaß.

Noch wirkt der ganze Rückflug recht irreal, eher wie in einem Traum. Ich kann mir gerade in keinster Weise vorstellen in das kalte Deutschland ohne Meer direkt vor der Haustür, ohne Maui-Lifestyle und – am härtesten – ohne tägliches Surfen und Windsurfen zurück zu kehren. Vielleicht sind auch die Wort „zurück zu kehren“ einfach fehl am Platz. In gewisser Weise ist Maui für mich in dem halben Jahr zu meinem zu Hause geworden, die wichtigsten Buchten finde ich Schlaf, jeder Ort ist detailliert und farbenfroh in meinem Kopf, meine Freunde dort fest in meinem Herzen.
Andererseits freue ich mich total doll meine Freunde und meine Familie wieder zu sehen und alle Menschen, die mir wichtig sind. Den nächsten Trip zu planen und zu realisieren, einfach zu sehen, was kommt. Die Veränderung meines Charakters deutlicher zu erkennen und zu sehen, ob ich es schaffe, die positive Lebenseinstellung in dem Ausmaß beizubehalten, etwas vom Maui-Lifestyle nach Deutschland mitzubringen.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was nun kommt - nachdem ich ohne größere Probleme einen Ersatzflug für meinen wegen Schneechaos in Frankfurt gestrichenen Flug bekommen habe - und hoffe mein Windsurfgepäck heile in Frankfurt in die Arme nehmen zu können. Das Einchecken in Kahului ist zum Glück auch ohne vorherige Anmeldung des Extragepäcks ohne größere Probleme abgelaufen. Ich hatte super nette Mitarbeiter von United Airlines, die alles ein- und durchgecheckt haben und gewichtsmäßig durchaus ein Auge zugedrückt haben – so wie man sich das auf Maui vorstellt!